- Riehl
- Riehl,1) Alois, österreichischer Philosoph, * Bozen 27. 4. 1844, ✝ Neubabelsberg (heute zu Potsdam) 21. 11. 1924; wurde 1873 Professor in Graz, 1882 in Freiburg im Breisgau, 1896 in Kiel, 1898 in Halle (Saale), 1905 in Berlin (als Nachfolger W. Diltheys). Riehl vertrat einen an I. Kants Kritizismus orientierten »kritischen Realismus« (»Der philosophische Kriticismus und seine Bedeutung für die positive Wissenschaft«, 2 Bände in 3 Teilen, 1876-87). Wissenschaftliche Philosophie ist im Wesentlichen Erkenntnistheorie und Methodologie der exakten Wissenschaften, wobei Riehl eine für alle Wissenschaften einheitliche Methode annimmt.Weitere Werke: Über wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Philosophie (1883); Friedrich Nietzsche (1897); Zur Einführung in die Philosophie der Gegenwart (1903).K. Stegel: A. R. Ein Beitr. zur Gesch. des Neukantianismus (Graz 1932);M. Jung: Der neukantian. Realismus von A. R. (Diss. Bonn 1973).2) Herbert, amerikanischer Meteorologe deutscher Herkunft, * München 30. 3. 1915; 1960-72 Professor in Fort Collins (Colorado), 1972-76 an der FU Berlin, 1976-79 in Boulder (Colorado); klärte die Entstehungsursache von Easterly Waves und Hurrikan, entdeckte die Bedeutung tropischer Cumulonimben für die Zirkulation der Atmosphäre.Werke: Tropical meteorology (1954); Introduction to the atmosphere (1965).3) Wilhelm Heinrich von (seit 1883), Kulturhistoriker und Schriftsteller, * Biebrich (heute zu Wiesbaden) 6. 5. 1823, ✝ München 16. 11. 1897; trat v. a. nach dem Scheitern der Revolution von 1848-49 als konservativer Publizist hervor. 1854-59 Professor für Staatswissenschaften, 1859-92 Professor für Kulturgeschichte in München; ab 1885 auch Direktor des Bayerischen Nationalmuseums. Riehl gilt als einer der Begründer der deutschen Volkskunde. Er verband empirische Bestandsaufnahme mit dem Anspruch auf Besserung der durch die industriegesellschaftliche Entwicklung hervorgerufenen Probleme. Riehl sah v. a. in der Familie und in der Einrichtung von an Bauerngemeinschaften orientierten Genossenschaften Bollwerke gegen die gesellschaftlichen Veränderungen. Damit förderte er das Interesse an den verdrängten altständischen Lebensformen, trug aber auch zur Romantisierung des vorindustriellen Lebens bei. Populär waren Riehls biedermännisch-humorvoll geprägte Novellen.Werke: Die bürgerliche Gesellschaft (1851); Land und Leute (1853); Die Familie (1855); Die deutsche Arbeit (1861).Ausgabe: Durch tausend Jahre. 50 kulturgeschichtliche Novellen, herausgegeben von H. Löwe, 4 Bände (Neuausgabe 1969).
Universal-Lexikon. 2012.